Taizégebet
Jeden dritten Montagabend ist es so weit, im Kirchenraum ist es dunkel, aber
vorne im Altarraum ist ein Lichtermeer vor der großen Osterkerze, darum ein
Stuhlkreis. Spannend wer kommt, denn eingeladen sind Christen aller
Konfessionen, und sie kommen: u.a. Katholiken aus Hausen und Bad Vilbel,
Mitglieder der benachbarten ev. Luthergemeinde, ein Mitglied der City-Church,
auch einige aus der Christuskirche: Eine kleine Gruppe, die sich nicht um sich
selber dreht, sondern sich im Gebet mit Menschen aller Länder und Zeiten
verbunden weiß.
Wesentlich neben den Schriftlesungen, der Zeit der Stille und den Fürbitten
sind die weltweit bekannten Taizégesänge.
Mit Gesängen beten ist eine wesentliche Form der Suche nach Gott. Kurze, stets
wiederholte Gesänge von schlichter Schönheit schaffen eine Atmosphäre, in der
man gesammelt beten kann. Der aus wenigen Wörtern bestehende und schnell
erfasste Grundgedanke prägt sich allmählich immer tiefer ein. Inneres Leben kann
sich entwickeln. Meditatives Singen macht bereit, auf Gott zu hören. Alle können
im gemeinsamen Gebet in solche Gesänge einstimmen. Mein Lieblingslied stammt von
Theresa von Avila: Nada te turbe, nada te espante, quien a Dios tiena, nada te
falta, nada te turbe, nada te espante, solo Dios basta. Nichts beunruhige dich,
nichts ängstige dich, denen die Gott suchen, fehlt es an nichts, Gott allein
genügt.
Die Gesänge kommen aus Taizé, einem kleinen Dorf in Burgund, das weltberühmt
wurde durch die Communauté, die der reformierte Pfarrer Roger Schütz nach dem 2.
Weltkrieg gegründet hat.
Viele Tausende Christen aus aller Welt, vor allem Jugendliche, kommen jedes
Jahr nach Taizé oder besuchen die jährlich stattfindenden internationalen
Jugendtreffen in den Metropolen, um am gemeinsamen Singen und Beten
teilzunehmen.
Egal wie viele am Montagabend kommen, immer bin ich dankbar für die erlebte
Gemeinschaft und den Frieden, den wir miteinander empfangen.